Monatsrückblick Juni 2025 – Das, was ist, ist das, was nun mal IST!

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Wenn sich ein Monat dem Ende neigt, stellt sich regelmäßig die Frage nach dem Monatsrückblick: Gab es Dinge, die mich in besonderer Weise beschäftigt haben? Manchmal fällt mir nichts Gravierendes ein. Manchmal sind es konkrete Ereignisse, manchmal sind es bestimmte Lernerfahrungen und Erkenntnisse aus meinen Leseroutinen und manchmal schlicht Gedanken, die bewegt werden wollten.

Vor kurzem warf eine mir nahestehende Person ihren Blick sozusagen von außen auf meine aktuelle Situation. Und irgendwie war das eindrücklich für mich. Es wurde deutlich, dass sich ein bestimmter Wunsch oder Lebensplan manchmal nicht umsetzen lässt. Dann kann man darüber klagen und unzufrieden sein oder man schöpft die Möglichkeiten der jeweiligen Situation aus und findet Alternativen. Und wie genau sieht das aus? Davon möchte ich in diesem Beitrag erzählen.

Eine meiner wichtigsten Überzeugungen und Mottos ist ja: „Einfach machen!“ Was heißt das nun in meiner Situation bezogen auf meine Lieblingsbeschäftigung, das Aufarbeiten und Gestalten von Möbeln?

Wie arbeite ich eigentlich?

Was ich immer wollte!

In der 5. Klasse zogen meinen Eltern mit mir und meinen Geschwistern aus einer mittelgroßen Stadt aufs Land. Wenn ich den mit Kindheitserinnerungen gefüllten Sack öffnen würde, würden Unmengen davon herausquellen. Es war es eine Zeit, wie sie schöner, reichhaltiger, bunter, eindrücklicher, inspirierender und prägender nicht hätte sein können. Vielleicht nur so viel: ein altes unsaniertes Pfarrhaus auf einem verwunschenen Grundstück mit dicken alten Bäumen, eine Löwenzahnwiese im Frühling, gesäumt von Pflaumenbäumen, ein eigenes kleines Beet für mich allein mit zwei Meter hohen Sonnenblumen, Schmuckkörbchen und Malven, ein Hexenhaus mit einem gemauerten Backofen, Brombeerhecken, Brennnessel-Dschungel, Bäume in die man mutig hoch hinaufklettern und vom Wind durchgeschaukelt werden konnte, eine kleine alte Fachwerkscheune, eine Dorfschule, ein Reitverein, Schafe, Katzen, Hunde, Kaninchen, Kohle-Öfen, eine funktionierende Schwengelpumpe, Herbstfeuer, Riesenboviste im Maisfeld, Sonnenblumenstängel rauchen, mit zwei Geschwistern und anderen Dorfkindern spielen…

Seit ich so aufwachsen durfte, weiß ich, dass ich auf dem Land leben will. Jahrzehntelang habe ich mir vorgestellt, in welcher Art altem Haus ich leben und was ich da tun würde: Möbel aufarbeiten, Töpfern, Kacheln herstellen, Brot backen, Zäune bauen, einen Garten haben, Marmeladen kochen. Und natürlich wollte ich diese Leben auch für meine Kinder.

Was ich aber hatte!

Seit meinem Studium lebte ich durchweg in der Stadt. Jeglicher Versuch, ein Haus zu kaufen, verlief im Sand und funktionierte aus bestimmten Gründen nicht. Wenn mich Leute besuchten, hieß es oft: Julia, wenn jemand auf dem Land leben sollte dann DU. Und warum das? Weil ich es anscheinend irgendwie verkörperte, sowohl als Person mit meiner Kleidung, meinen Ansichten, meiner Denke, als auch im Blick auf meine Einrichtung oder Interessen. Priorität hatte immer die Waldorfschule. Ich wollte unbedingt, dass unsere Kinder eine besuchen können, zumal ich selbst ja Waldorflehrerin wurde – aber Waldorfschulen gab es fast nur in der Stadt.

Und da sind wir beim eigentlichen Thema angekommen. Alles das, was ich mir vorstellte, was ich mir erträumte, musste ich in der Stadt machen. Natürlich sagte ich mir häufig: WENN ich erstmal auf dem Land lebe, DANN… Und gleichzeitig wollte ich JETZT leben! So begann ich trotz der äußeren, limitierenden Umstände zu machen. Und andererseits kamen mir die Umstände auch wieder entgegen. So lebten wir überwiegend in unsanierten Altbauwohnungen. Da gab es immer Räume, in denen ich werkeln konnte oder die wir uns so gestalteten, wie wir wollten. Wir hatten Ofenheizungen oder stellten einen Kaminofen auf, weil selber zu heizen elementares Wohnen für mich bedeutet. Es gab auch immer alte Holztüren, die ich abbeizen und bearbeiten konnte.

Und es gab immer einen Hinterhof, in den ich meine Arbeitsböcke stellen und die Möbel schleppen konnte. Und das tue ich immer noch. Kleinere Arbeiten mache ich auf dem Balkon, den ich anschließend putzen muss, denn wir halten uns ja dort auch auf. Und größere Arbeiten verlagere ich in den Hof.

Wohnung und Werkraum

Wenn ich in meinem Zimmer arbeite, streiche, öle oder Papiere klebe, öffne ich die Schränke, hole meine Kisten raus und breite aus, was ich benötige. Das ganze Zimmer ist dann vollgestellt. Ich muss nach jedem Arbeiten alles wieder wegräumen, sonst kann ich mich nicht bewegen.

Und wenn es umfassendere Schleifarbeiten gibt, dann hänge ich meine Kabeltrommel im zweiten Stock über die Balkonbrüstung in den Hof hinunter, trage den Schleifer, die Kisten, die Werkstücke, den Wassereimer, die Putzlappen, mein Getränk und was ich noch benötige, nach unten und – wenn ich alles beendet habe – wieder nach oben. Viele Werkstücke entstehen in Etappen, müssen mehrmals geschliffen werden oder trocknen, dann stehen sie überall herum, in meinem Zimmer oder im Flur, während der Familienalltag weiter geht… Es gibt also keinen Raum, der nur für diese Arbeit vorgesehen ist oder einen trockenen Keller, in dem ich meine Arbeitsmittel aufbewahren kann. Ich habe einen Schrank in meinem Zimmer, in dem meine Werkzeugkisten stehen, sofern sie dort überhaupt einen Platz gefunden haben.

Gleichzeitig liebe ich eine schön eingerichtete, aufgeräumte Wohnung, ich liebe es, zu wohnen, also mit meinen ganzen Sachen zu Sein, was wirklich manchmal schwer ist, wenn überall etwas herumsteht. Ich muss ständig putzen oder räumen und Dinge hin- und her- und hoch- und runtertragen. Außerdem habe ich Nachbarn, auf deren Ruhebedürfnis ich achten möchte. Und ich habe noch nicht einmal eine freie Wand, vor der ich meine Möbel fotografieren kann. Ja, ich könnte mir eine bewegliche Wand bauen, doch auch die benötigt Stellplatz.

Was sich aber auch daraus ergibt ist, dass ich genau überlege, was ich wirklich brauche. Ich sortiere ständig alles durch und entferne Dinge, die ich nicht hundertprozentig schön finde, weil ich weiß, dass ich sie deshalb nicht benutzen werde: Bücher, Unterlagen, Papiere, Stoffe, Werkmittel…

Wo lasse ich mein ganzes Zeug?

Das also, was ich aktuell bearbeite, steht irgendwo in meiner Wohnung. Es gibt aber auch Möbel, die bis zur Bearbeitung aufbewahrt oder untergestellt werden müssen. Dafür gibt es einige Möglichkeiten. Jahrelang hatte ich verschiedene Teile in der Scheune meines Schwagers untergestellt, anderes steht bei meinen Schwiegereltern im Haus und wieder andere Stücke warten in der Werkstatt meines Vaters auf ihre Bearbeitung. Ich bin sehr froh, dass ich diese Möglichkeiten habe. Und doch ist es mit Fahrerei verbunden, denn die Orte befinden sich über 200km entfernt von Leipzig.

Ich bin ein durch und durch ländlicher Mensch und muss täglich schauen, wie ich kleine Facetten davon in der Stadt umsetzen kann. Es ist ein immerwährendes Ringen, weil ich mich grundsätzlich am falschen Ort fühle und dennoch hier unser Leben stattfindet.

Landleben in der Stadt

Ich versuchte über die Jahre so viel wie möglich von dem zu tun, was mir dieses bestimmte Lebensgefühl gab. Beispielsweise stehe ich sehr früh am Morgen auf und bewege ich mich durch die Stadt, wenn sie noch leer ist. Ich mache Regenspaziergänge, dann sind in der Natur auch kaum Leute unterwegs. Wir picknicken am See, um draußen und am Wasser zu sein. Oder in einem Sommer hatte ich in großen gelben Postkisten einen Balkongarten gestartet. Paprika, Tomaten, Zucchini und sogar drei Mini-Auberginen konnte ich ernten. Doch ich musste erkennen, dass der Balkon zu wenige Stunden am Tag direkte Sonne bekam, und ich baute das Projekt wieder zurück. Ich sammle im Juni Holunderblüten, bunte Wildpfläumchen an den Feldern im August und im September Brombeeren in den Stadtparks und koche Marmelade. Jeder Frühling beginnt hier in Leipzig mit Unmengen von Bärlauch, den man für seinen Bedarf pflücken kann. Ich backe seit Ewigkeiten unser Brot und mahle das Korn in einer Mühle. Natürlich gibt es noch viel, viel mehr, es würde einen eigenständigen Beitrag zu diesem Thema ergeben. In unserem Stadtleben gab es – auch in Verbindung mit unserem Waldorfleben – immer Vieles für die Sinne – und ich glaube das ist es, was ich mit dem Landleben vor allem verbinde: mit allen Sinnen leben!

Was es sonst noch gab in diesem Monat!

Arbeitswechsel

Zum 1. Juni wechselte ich meine Arbeit und das war interessant! Plötzlich befand ich mich in einem völlig veränderten und unfreien Zustand. Ich hatte keinen Einfluss mehr auf meine Arbeitszeiten. Weder gab es die Möglichkeit einer Gleitzeit, noch war es gestattet, die enormen Dokumentationsaufgaben von zuhause aus zu erledigen. Ich war gezwungen, in einem festgelegten Zeitfenster vor Ort zu sein. Schlagartig hatte ich nicht mehr genug Zeit für „meine“ Dinge. Ich konnte spüren, wie sehr es meine Lebensqualität, meine Lebensfreude und Energie beeinträchtigte und dass es für mich keine Option war. Also koppelte ich die finanzielle Sicherheit ab von meinem Bedürfnis nach freier Zeit und reduzierte meine Stunden.

Hörbuch-Projekt

Genau in diese Zeit fiel zusätzlich ein Hörbuch-Projekt. Das Besondere daran, es war eng terminiert, hatte also einen festen Abgabetermin. In der zeitlichen Begrenztheit musste ich dennoch Raum dafür schaffen und ich erlebte, dass es möglich war. Am Abend nach einem langen Tag konnte ich mich nicht fragen, ob ich noch Lust dazu hatte. ich musste „einfach machen“! Und so entstand eine kleine unaufgeregte Routine, jeden Abend 2 – 3 Stunden am Hörbuch zu arbeiten.

Gewerbeanmeldung

Das dritte Highlight des Monats war die Gewerbeanmeldung, die ich endlich tätigte, um offiziell meine Möbel zu verkaufen und Aufträge annehmen zu können.

Blogparade

Viel Freude hat mir die Blogparade in „The Content Society“ (TCS) gemacht. Ich habe zum ersten Mal teilgenommen. Die Mitglieder laden ein, zu einem bestimmten Thema Beiträge zu schreiben. Auf Schlag gab es 80 und mehr Themen aus den unterschiedlichsten Bereichen. Das war wirklich anregend und mega-bunt. Viele Themen sprachen mich an, doch mehr Zeit hatte ich nicht. Über folgende Links kannst du die Beiträge lesen, wenn du möchtest:

https://juliadutschke.de/blogparade2025-die-eine-entscheidung/

https://juliadutschke.de/blogparade2025-mein-weg-zur-handarbei-ein-weg-in-die-vielfaltt/

https://juliadutschke.de/blogparade-2025-moebel-aufarbeiten-welches-ist-eigentlich-mein-lieblingsstueck/

Als es in den letzten Junitagen so besonders heiß wurde, habe ich mich zuhause eingenistet und den Restbestand meiner Muscheln durchsortiert. Aus meinen schönsten habe ich diese Muschel-Collage gefertigt. Es sind allesamt Fundstücke meiner Reisen nach einer Idee, die ich mal auf Pinterest gesehen habe. Den Bilderrahmen, dessen Scheibe zerbrochen war, habe ich dafür mit Kreidefarbe gestrichen

Und ich habe eine neue kleine Stoffsammlung angelegt. Es sind verfilzte Pullover im Farbspektrum Blau – Grau – Hellgrün. Das ein oder andere Stück wird noch hinzukommen müssen, bevor ich starten kann.

Ausblick auf das nächste Quartal

Bisher habe ich es nicht geschafft, meinen Blog in eine vorläufig finale Form mit der Ausrichtung auf meine Möbelbearbeitung zu bringen. Ich probiere aus oder erarbeite etwas – und lasse es wieder fallen. Ein Teil ist technisch und muss schlicht erledigt bzw. abgearbeitet werden, anderes muss reifen. In den kommenden zwei Monaten möchte ich meinen Fokus auf die Webseite legen und ein dynamisches „Fertig!“ erreichen. Dynamisch, deshalb, weil sich eine Webseite inhaltlich immer wieder auch verändern wird.

Und im September plane ich, endlich wieder eine Reise in meinem Bus zu unternehmen. Zwischendurch überlege ich, welchen Fokus auf welchem Tun die Reise haben soll, da bin ich selbst gespannt…

4 Kommentare

  1. Liebe Julia,
    dein Rückblick „Das, was ist, ist – das, was nun mal ist“ spricht mir unglaublich aus dem Herzen. Deine ehrliche Haltung, das Leben so anzunehmen, wie es gerade ist – ohne Urteil, aber mit Neugier, inspiriert und nimmt Druck raus. Danke für diese dennoch kraftvolle Erinnerung, dass jeder Moment so gut ist, wie er gerade ist. Ich bin gespannt, was dich im Juli bewegt.

    Liebe Grüße

  2. Dein Monatsrückblick lässt mich innehalten und wirklich hinhören:
    Wie du – in dieser Mischung aus Gelassenheit und gespannter Wachsamkeit – das „Was‑ist“ anerkennst. Und gleichzeitig nicht innehältst, sondern mit ganzem Mut weitergehst.

    Ich spüre deinen Stolz über das Gegangene, aber auch dein Mit‑NachHause‑Nehmen dessen, was dich im Innersten bewegt hat.

    Da ist kein fröhliches Abhaken, kein Übersehen – sondern echtes Gefühls‑Begegnen:

    Das Bewusstsein für das, was ist, braucht Kraft.
    Deine Frage „Und was jetzt?“ trägt ein leises Fragen in die Welt, das mich noch lange nicht loslässt.
    Du zeigst: Es gibt keinen Druck, eine besonders gute oder erfolgreiche Version von dir zu sein. Sondern nur diese – deine, ehrliche, ganze.

    Danke dafür, dass du diesen inneren Raum offenlegst. Und uns einlädst, unser eigenes „Jetzt“ zu erkunden – mit Mitgefühl, Staunen und einem kraftvollen Ja zum Leben.

    Danke für diesen echten Blick. Ich nehme ihn mit.
    Heiko

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