Judith Peters versorgt uns in der Content Society regelmäßig mit Vorschlägen für Blog-Themen. Das Thema „Mein Motto 2025“ hat es mir angetan! Beim Schreiben des Jahresrückblicks habe ich lange über ein richtunggebendes Motto nachgedacht mit dem Resultat, dass ich für meinen Gang durch das neue Jahr drei hilfreiche Begleitsätze gewählt habe:
Meine Jahresmotti 2025
Erstes Motto: „Sei stärker als deine stärkste Ausrede“
Die Welt ist voll von guten Sprüchen, Weisheiten und Ratschlägen. In den Fokus meiner Aufmerksamkeit dagegen geraten nur bestimmte und die haben dann auch mit mir zu tun, wie eben dieses Motto! Als ich zum Jahreswechsel meinen Rückblick schrieb und die Webseite aufstellte und mir vor Augen führte, wie viele verschiedene Herausforderungen ich mir in mein neues Jahr geholt hatte, musste ich kurz innehalten und überlegen, WIE ich ich das schaffen sollte! Ich hatte ja gerade eine neue Arbeit aufgenommen, die einen großen Teil meiner Zeit beanspruchen würde und ich würde unterschiedliche Tätigkeiten als regelmäßige Routinen etablieren müssen. Noch hatte ich kein Gefühl dafür, wieder regelmäßig arbeiten zu gehen. Entscheidend für mich an dieser Stelle war, dass ich mir all das ausgesucht hatte, weil ich es so wollte! Wo also war die Stellschraube?
Es gibt genug Zeit am Tag…
Es gibt objektiv gesehen für mich genug Zeit am Tag. (Es gab andere Zeiten, da war das nicht so.) Eigentlich gibt es genug Zeit innerhalb einer Woche, denn ich lebe im Wochenrhythmus, ich „denke“ Wochen, nicht Tage. Das gibt mir Freiraum: ich habe ein Gefühl dafür, was ich schaffen kann in einer Woche, unproduktive Zeiten oder Pausentage mit einbegriffen. Ich gehe also davon aus, dass ich genügend Zeit habe für das, was ich möchte. Denn,…
… ich arrangiere mich früher oder später mit Dingen, die notwendig sind, versuche zweitens aus meinem Leben das zu entfernen, was mich Kraft kostet und ich tue drittens Dinge, an denen ich Freude habe. Ich versuche gut wahrzunehmen, wann ich eine Pause brauche und schließlich setze ich Prioritäten. Ich übe mich darin, ernstzunehmen, wonach mir wirklich ist. So bin ich eine Lerche! Alles, was bearbeitet werden muss, also auch Unangenehmes, erledige ich morgens mit frischer Kraft. Ebenso das, was meine geistige Kraft oder Konzentration oder Energie braucht. In diesem Wochenrhythmus entscheide ich dann von Tag zu Tag: heute will ich lesen, heute bin ich bereit für Technik-Module, heute sind am Vormittag alle aus dem Haus, da kann ich ungestört Einsprechen und heute breite ich im ganzen Zimmer meine Stoffe aus und nähe, denn morgen habe ich Termine oder übermorgen wieder eine Frühschicht.
… aber auch genug Energie?
Nach einem Arbeitstag gibt es oft noch freie Zeit aber nicht ausreichend Energie oder Motivation. Und dann spricht meine innere Stimme: Ach Julia, du hast dir jetzt einen Feierabend verdient, denn du hast keine Energie mehr und ich lande vor einem Bildschirm und schaue stundenlang Serien. (Das ist oft superwichtig für mich, darüber schreibe ich im zweiten Motto.)
Es gibt aber Zeiten, da ist es nicht zielführend. Brauche ich nach der Arbeit eine Pause? Auf jeden Fall! Möchte ich da Serien schauen? Jawoll! Aber muss ich das den ganzen Abend tun? Eben nicht! Mal ganz davon abgesehen, dass die Frage nach Pausen und Regenerierung auch die Frage, nach deren Qualität aufwirft.
Probieren wir es aus!
Ich habe erlebt, dass das Bedürfnis nach Ruhe gewohnheitsartig werden kann und mich hineinführt in eine Passivität, die über reine Regenerierung hinausgeht. Da setzt mein Motto an. Wir alle kennen es: wenn wir uns überwinden und über diesen einen Widerstand hinweggehen und in ein Tun kommen, kann uns das wieder wach machen und beleben. Es kräftigt meinen Willen, wenn ich mich entscheide, am Abend noch eine Stunde weiterzuarbeiten. Oft wird dann eine mehrstündige Aktion daraus. Es ist die Frage, wie oder womit ich meine Zeit verbringen möchte. Und ich kann mich entscheiden, etwas Neues erleben zu wollen. „Sei stärker als deine stärkste Ausrede!“ Für mich geht es da um diesen kleinen Schritt über meinen Widerstand hinaus, denn nur der ermöglicht ein neues Erleben.
Zweites Motto: „Faul sein! – Is auch wichtig!“
Eine wesentliche Erkenntnis ist für mich, dass unproduktive Tage und Lustlosigkeit zu mir gehören. Meist hatte ich zwei aufeinanderfolgende produktive Tage und freute mich im Voraus, was ich am Ende der Woche geschafft haben würde. Der dritte Tag aber war anders: ich hatte weniger Energie, die Dinge kamen nicht so voran, ich brauchte mehr Zeit oder machte Fehler. Das erschöpfte mich und so tauchte ich am vierten Tag ab – und machte gar nichts.
Gar nichts war aber nicht gar nichts, sondern ich machte Dinge, die mich geistig und sozial nicht beanspruchten: im Bett liegen und lesen, stundenlang Filme schauen, irgendetwas aufräumen, telefonieren oder einfach nur etwas essen, worauf ich wirklich Appetit hatte! Ich lernte diese Tage zu zelebrieren, indem ich nichts tat, worauf ich nicht echte Lust hatte. Oder anders ausgedrückt: Es gibt Tage, da habe ich keine Lust darauf, zu tun, was ich tun muss oder sollte! In mir gibt es einen Widerstand, etwas Sinnvolles zu tun, einen gesunden Spaziergang zu machen oder rauszugehen, weil die Sonne scheint oder eine Meditation zu machen, weil das qualitative hochwertige Entspannung ist oder ans Telefon zu gehen oder Menschen zu begegnen…
Zelebrieren bedeutet, dass ich mir das gönne und auslebe! Denn wenn ich aus einem oder mehreren solcher Tage wieder auftauche, habe ich neue Kraft und Energie für meinen Alltag und seine Anforderungen und manchmal auch neue Ideen! Dieses Gefühl völligen unbeansprucht seins ist das, was mir Regenerierung verschafft. Faul sein bedeutet, träge, antriebslos, lethargisch oder bequem zu sein und es steht dem Anspruch gegenüber, nur dann als wertvoller Mensch zu gelten, wenn man etwas leistet! Ich liebe die Tage, an denen ich mich mit meinen faulen Anteilen erhole. Es ist eine Frage des Ausgleichs: Auf der einen Seite habe ich ein volles und produktives Leben und dafür schöpfe ich Kraft indem ich mich dem Gegenpol zuwende. Also gilt für mich: Unbedingt faul sein, denn das ist auch wichtig!
Drittes Motto: „Einfach machen!“
Dieser Satz ist zu einem Schlüssel für mich geworden. In allem, was mich hindert – ein Zweifel, meine Bequemlichkeit oder ein Angstgefühl – steckt die Aufforderung und Möglichkeit, es trotzdem einfach zu tun. Wir wissen meistens genau, was zu tun ist! Es geht nur um den einen kleinen Schritt „drüber“, man kann ihn einfach machen.
Dennoch gibt es einen zweiten Part zu diesem Satz: Die erforderlichen Dinge zu tun, ist einfach! Aber es ist nicht leicht! Ich erlebe, dass mein innerer Zuwachs regelmäßig von Angstgefühlen begleitet wird, weil ich mich in etwas Ungewisses hineinbegebe. Es können aber auch regelrecht Gegenkräfte in mir aufsteigen oder Widerstände im Außen, die mich fragen: Willst du das wirklich?
Die Angst zu spüren und es trotzdem einfach zu machen, das erschafft neues Erleben, neue Erfahrung und bildet neue Realität. Es ist auf eine Art so einfach und wirksam, deshalb ist es mein Jahresmotto Nummer Drei!
Liebe Julia, mir scheint, deine Jahresmotti sind dreieiige Drillinge, die Hand in Hand durch dein Leben spazieren. Sie gehören unbedingt zusammen und brauchen einander. Ich mag sie alle drei und es kommt mir so vor, als würde ich sie seit Jahren kennen. Spannend finde ich, dass du den Zustand kennst, an dem das Bedürfnis nach Ruhe weit über die Regeneration hinausgeht und dennoch etwas ganz anderes ist, als die bewusst erlebten „Faul-Tage“. In den ersten beiden Motti ist definitiv das Dritte mit drin. „Einfach machen“ ist manchmal so verdammt schwer und so super befreiend, wenn ich es gemacht habe. Ich habe deinen Beitrag jetzt einfach mal gelesen und bin jetzt ganz freudvoll angetan. Liebe Grüße Sylvia
Ich fühle deine Zerrissenheit. Ich hoffe, ich habe deine Reflektion so verstanden. Tu was dir gut tut! Wenn du es „faul sein“ nennst, schwingt noch ein negativer Unterton mit. Gönn dir Zeit für dich. Eine Auszeit für Körper und Geist zur Regeneration. Die ist wichtig und lässt dich dann auch einfach machen. Und ich kann es so gut nachempfinden. Eine Wochenplanung liegt mir auch mehr als dies oder das zwingend an einem bestimmten Tag erledigen zu müssen.
Hallo Daniela,
danke für deinen Kommentar und die Möglichkeit zu präzisieren: Ich bin dahingehend nicht mehr zerrissen. Mit der Wortwahl „faul sein“ möchte ich eigentlich nur ausdrücken, dass ich mich auf meine Weise erhole, unabhängig davon, was andere vielleicht dazu denken und dass jegliches Befinden im entsprechenden Kontext gesehen, grundsätzlich eine Seins-Berechtigung hat. Es grüßt dich,
Julia
Einfach machen, wie wahr. In meinem WhatsApp-Konto steht: Was immer du tun willst, fang damit an (frei nach Goethe). Wenn ich faul bin, dann Netflix ich auch stundenlang oder hole mir eines meiner 1000er Puzzle hervor und versinke in den kleinen fiesen Teilchen, während nebenbei ein Hörbuch läuft. Das ist für mich Entspannung pur!
Schönen Sonntag!
Genau so!
Danke für deinen Kommentar, liebe Kerstin. Es grüßt dich,
Julia
Liebe Julia!
Ich kann mich in allen deinen drei Motti (Mottos – sieht beides komisch aus?) wiederfinden. Es ist so schön zu lesen, dass du dir das „faul sein“ einfach gönnst und es auch brauchst. Mir geht es oft genauso, nur ich lebe in einem Haushalt, wo so etwas nur schwer toleriert wird. Aber da hilft mir dann dein letztes Motto! Einfach machen – wenn ich denke, ich brauche das, dann mache ich das. War ein langer Lernprozess.
Ich wünsche dir beim Umsetzen deiner Motti viel Erfolg. Ich bin schon gespannt auf deinen nächsten Jahresrückblick, wie dir die Umsetzung geglückt ist!
Liebe grüße
Anke
Hallo Anke,
danke für deinen Kommentar!
Wenn du Haushalt schreibst, hast du wahrscheinlich Kinder? Ich denke, wir können unseren Kindern Selbstfürsorge nur „beibringen“, wenn sie sehen können, wie wir es tun!
Es grüßt dich,
Julia