Alte Eingangstür aufarbeiten – so wird sie zum Schmuckstück

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Dies ist ein ausführlicher Arbeitsbericht zum Aufarbeiten einer Holztür. Ich habe detailliertere Beschreibungen und Tipps mit eingearbeitet, falls du selbst so ein Projekt angehen möchtest. Die Aufarbeitung besteht meist aus vier Arbeitsgängen: den Vorarbeiten, dem Abföhnen der Lackschichten, dem Abbeizen der Farbreste und dem Schleifen.

Anfang Juli fuhr ich in die Altmark, um in einem kleinen krummen Fachwerkhäuschen die Eingangstür aufzuarbeiten, die sich hinter diesem Windfang verbirgt. Es ging um eine alte schwere Holztür, die dick braun gestrichen war.

Die Vorarbeiten

Die gesamte Vorderseite der Tür sollte bearbeitet werden. Ich hatte vor, am ersten Tag die Farbe des Türblattes und des Rahmens abzuföhnen, am zweiten Tag die Farbreste abzubeizen und am dritten Tag, nach dem Trocknen des Holzes, die Kanten und Flächen durch Schleifen zu glätten. Beginne ich mit einer solchen Arbeit, weiß ich nicht, was sich während des Arbeitens ergibt und was sich zeigt, wenn die Farbe erstmal runter ist. Und auch sonst warten manchmal so einige Überraschungen. Mit dieser Tür war es auch so.

Bevor ich starte, richte ich meinen Arbeitsplatz ein und suche mir alle Materialien und Werkzeuge zusammen, damit ich später nicht suchen muss. Ich organisiere mir eine Stromquelle, Arbeitsböcke und lege meine Kopflampe für punktgenaues Licht, den Heißluftföhn und meinen Lieblingsspachtel mit leicht abgerundeten Ecken (dass ich nicht versehentlich Holzfasern herausschiebe) zurecht. Dann schraube ich alle Teile ab, die bei der Arbeit stören können, wie Griffe und Schlösser, Blenden oder auch Leisten. Bei dieser Tür musste die Styropor-Füllung im oberen Bereich entfernt werden. Sie soll zukünftig, ebenso wie die grünen Scheiben, durch Klarglas ersetzt werden, damit mehr Licht in den dahinterliegenden Hausflur fällt.

#Tipp 1 – Je gründlicher die Vorarbeiten, desto schöner das Ergebnis

Erster Tag: Das Abföhnen der Farbe

Ich beginne immer mit dem Rahmen einer Tür. Der ist meist aufwendiger und zeitintensiv, weil ein Türrahmen Kanten und Rillen hat. Dafür hänge ich die Türblätter aus, und lege sie zum bequemeren Arbeiten auf Böcke. Und da wartete bereits die erste Überraschung: die linke Tür ließ sich nicht öffnen. Als ich das genauer untersuchte, stellte ich fest, dass man sie am Rahmen regelrecht „festgeklebt“ hatte. Sie konnte gar nicht mehr geöffnet werden, letztlich war das nicht weiter schlimm.

#Tipp 2 – Beginne mit dem Schwierigsten

Beim Abföhnen gibt es eine wichtige Sache, die man unbedingt beachten sollte: Immer mit den schwierigsten Stellen anfangen! Schwierige Stellen sind Rillen, Kanten, Ornamente oder Verzierungen. An diesen Stellen muss man mit dem Heißluftföhn nämlich länger verweilen, um die Farbe auch in den Vertiefungen ausreichend zu erweichen. Hat man bereits vorher auf dem umgebenden Holz die Farbe entfernt, verbrennt das Holz ganz leicht und man hat wieder mehr Arbeit. Ich habe oft gesehen, dass Leute mit den glatten Flächen beginnen, weil es so unkompliziert ist und man schnell vorankommt. Das aber ist eine Falle!

#Tipp 3 – Sorge für eine gute Belüftung

Beim Abföhnen ist es elementar wichtig, für eine gute Belüftung zu sorgen. Man arbeitet viele Stunden und erzeugt stinkende und ungesunde Dämpfe. Manchmal verbrennt Farbe auch regelrecht.

Über mehrere Etappen arbeite ich am ersten Tag circa 8 Stunden, um die Farbe zu entfernen.

Nachdem der Rahmen und das linke Türblatt fertig waren, hob ich die rechte Seite aus den Angeln und trug sie nach draußen, um sie auf Böcken liegend zu bearbeiten. Manchmal reicht auch einfach ein alter Tisch, auf den man das Teil legt. Für mich gilt immer: je höher, desto rückenschonender für mich – und damit besser.

#Tipp 4 – Mach regelmäßig Pausen!

Manchmal arbeitet man sehr konzentriert und vertieft, sodass man nicht merkt, wie Stunden vergehen. Es ist wichtig, immer mal wieder eine erholsame Pause zu machen, sich zu strecken und zu dehnen – anderenfalls wird man sich über Muskel- und Gliederschmerzen am nächsten Tag freuen dürfen!

Einen Arbeitstag beende ich grundsätzlich damit, dass ich alles komplett aufräume und säubere, denn ich weiß nie, was der nächste Tag bringt. Außerdem ist es schön, an einem ordentlich aufgeräumten Arbeitsplatz neu zu starten. Daher lege ich dir den nächsten Tipp ans Herz:

#Tipp 5 – Halte deinen Arbeitsplatz in Ordnung und deine Werkzeuge sauber! 🙂

Zweiter Tag: Die Tür wird abgebeizt

Für diese Arbeit benutze ich Ätznatron, den ich mir nach Bedarf in kleinsten Mengen anrühre, so dass ich ihn vollständig verbrauche.

Was benötigt man dafür?

Einen kleineren Eimer für den Abbeizer, Gummi-Handschuhe, eine Wurzelbürste, eine Schutzbrille (wenn man diese Arbeit nicht gewohnt ist), einen Eimer Wasser und einen Lappen.

Außerdem benötigt man Haushaltsessig, mit dem das Wasser des letzten Spülgangs versetzt wird, um den Abbeizers zu neutralisieren.

Den Abbeizer trage ich überall dünn mit der Wurzelbürste auf, dann lasse ich ihn ungefähr eine halbe Stunde einwirken. Man kann – sofern es möglich ist – während dieser Zeit eine Folie drüberlegen, damit das Wasser nicht verdunstet. Und dann heißt es: Schrubben! Der Abbeizer löst die Farbreste. Die Bürste tauche ich immer wieder ins Wasser, um alles flüssig zu halten. Wenn ich nach einer Weile sehe, dass die Farbe sich durch mein Schrubben ausreichend gelöst hat, ist eine Art Brei entstanden, den ich mit einem Lappen abnehme.

#Tipp 6 – Unterteile eine größere Arbeit in Etappen!

Ich habe hier in drei Etappen gearbeitet: zuerst den Rahmen – dann die linke Tür – anschließend die rechte. Dieser Arbeitsgang ist anstrengend und ich benötige Pausen. Damit der Abbeizer und die Feuchtigkeit nicht zu lange auf einer Stelle verbleiben, unterteile ich die Arbeit.

Einmal trage ich also den Abbeizer auf und circa zweimal schrubbe ich mit Wasser nach. Beim dritten Wassergang gebe ich den Haushaltsessig dazu. So arbeite ich in mehreren Arbeitsgängen die Farbreste aus dem Holz mit minimalem Wasserverbrauch.

#Tipp 7 – Abbeizer löst nur einzelne Schichten bzw. Reste von Farbe

Wenn Lack zu entfernen ist, föhne ich ihn immer zuerst ab, denn mit dem Föhn bekommt man alle Lackschichten gleichzeitig ab. Anschließend hat man die Möglichkeit, das Teil zu schleifen oder abzubeizen. Abbeizen lohnt sich immer dann, wenn man bestimmte Stellen mit einem Schleifer nicht gut erreichen kann, wie beispielsweise tiefe Rillen, Verzierungen oder Rundungen, wie gedrechselte Tischbeine o.ä. – Dies sind die Vorteile des Abbeizens von Hand:

  • Es ist schonender für die Holzstruktur, weil ich gezielt arbeiten kann
  • Es gibt keine oder nur geringe Holzverfärbung, weil das Holz der Feuchtigkeit nicht zu lange ausgesetzt ist
  • Dadurch quillt das Holz nicht so stark auf
  • Es werden weniger Gerbstoffe ausgewaschen, Harze oder natürlichen Öle verbleiben im Holz

Es gibt aber auch die Möglichkeit, Möbelstücke in ein Laugenbad zu tauchen. Diese Möglichkeit nutzen vor allem Werkstätten und professionelle Betriebe. Laugenbäder sind zeitsparender, weil mehrere Farbschichten in einem Tauchgang gründlich abgelöst werden können. – So wirkt sich ein Laugenbad auf das Holz aus:

  • Es wirkt stark entfettend: natürliche Öle und Harze werden entfernt, das Holz wird dadurch spröder
  • Es sind Verfärbungen möglich. So kann beispielsweise bei Eiche eine Schwarzverfärbung durch die Reaktion mit Gerbstoffen geschehen
  • Die Oberflächenstruktur wird angegriffen, Poren können sich aufstellen
  • Das Holz quillt auf durch die Feuchtigkeit und kann sich verziehen, besonders bei Furnieren oder Leimholz
  • Leimverbindungen können sich lösen, da die Lauge alte Leime anlöst

Nach einem Laugenbad muss ein Möbelstück oder eine Tür entsprechend nochmal bearbeitet werden.

Für das vollständige Abbeizen habe ich circa 3 bis 4 Stunden gebraucht. Normalerweise hätte ich nun in einer knappen Stunde das Ganze übergeschliffen. Normalerweise!

Dritter Tag: Alles wird geschliffen

Mit dem Abbeizen erziele ich ganz unterschiedliche Ergebnisse, je nachdem, wie das Holz und die Lackschicht beschaffen sind. Es kann optimal laufen: Die Farbschicht löst sich restlos, so das lediglich die aufgestellten Fasern an den Kanten entfernt und die Oberflächen einmal glattgeschliffen werden müssen.

Es kann aber auch anders laufen, wie hier bei der Tür: Die hatte jemand mit einer Farbe gestrichen, die ich nicht restlos entfernen konnte. Das Holz selbst war von einer stark harzenden Sorte. Das hat Auswirkungen auf das Schleifen. So ein Holz schleift sich nur schwer, der Schleifstaub fühlt sich regelrecht fettig an und setzt das Schleifpapier zu. Hier bekommst du einen Eindruck davon, wie die Tür nach dem Abbeizen aussah. Ja, genau! Das rief nach einem intensiveren Schleifgang.

Da ich mit diesem Ergebnis nicht gerechnet hatte, beendete ich mein Arbeitswochenende, um Ende Juli mit dem entsprechenden Equipment nochmals zu kommen und die Tür so richtig und final zu bearbeiten.

Dafür brachte ich mir folgendes mit: Meinen Schleifer und Schleifpapier mit der Körnung 60, 80 und 180.

Weil ich intensiv schleifen musste, benutzte ich diesen Staubsauger, den ich an den Schleifer anschließen kann. Der saugt den fettigen Schleifstaub gleich ab.

Und weil Schleifer und Staubsauger in diesem Flur gleichzeitig lärmten und mir nach einer Stunde die Ohren pfiffen, steckte ich mir noch Stöpsel in die Ohren.

So ausgestattet ging es los. In mehreren Gängen wurde alles geschliffen. Den rechten Türflügel trug ich wieder nach draußen.

#Tipp 8 – Arbeite in mehreren Schleifgängen mit steigender Körnung

Warum? Ein guter Schliff baut sich in mehreren Stufen auf – so wird die Oberfläche gleichmäßig glatt ohne das Holz zu „verbrennen“ oder zu „verschmieren“. Bei Möbeln benutze ich meist die folgende Reihenfolge:

  • Grobschliff: 80er–Körnung (bei rauem Holz oder Lackresten)
  • Zwischenschliff: 120er–Körnung
  • Feinschliff: 180er–240er Körnung (für die Endbehandlung z. B. mit Öl)

Zwischen den Schleifgängen muss der Staub sorgfältig entfernt werden – idealerweise mit einem feuchten Tuch oder einem Staubsauger. Bei der Tür habe ich mit einer 60er Körnung beginnen müssen.

Ich arbeitete in drei Etappen 4 Stunden. Nachdem mit einem weichen Lappen auch der letzte Schleifstaub abgenommen worden war, war die Tür tatsächlich fertig!

In dieser Tür stecken nun 16 bis 17 Stunden Arbeit, was – wäre die Tür aus anderem Holz geschnitzt – auch weniger hätte sein können.

Das waren drei Tage mit dem Aufarbeiten einer alten Tür. Ein sehr schönes und befriedigendes Projekt. Übrigens habe ich in meinem Bus geschlafen, um diesen kurzen Aufenthalt auf dem Land voll auszukosten…

…und nun – geht es zurück nach Leipzig!


Vielleicht hast du selbst eine Holztür, möchtest ihre originale Optik wiederherstellen, hast aber Respekt davor, es selbst zu probieren? Dann melde dich gern, meine Kontaktdaten findest du auf der Startseite.

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