Eigentlich geht es auf meiner Website um Möbel und Hörbücher. Es geht aber auch um LebensArt, um die Frage, wie ich leben möchte. Mein persönliches Thema, das sich aber auch darauf erstreckt, wie ich arbeiten und womit ich mein Geld verdienen möchte, ist ja: Wie kann ich mehr und mehr und mehr von dem tun, was ich möchte? Dies stellt sich in der Praxis als ein herausfordernder Weg dar, der immer wieder neue Fragen aufwirft. Und die stelle ich mir – schreibend. Und da solche Fragen, abgesehen von ihrer persönlichen Brisanz auch etwas Universelles haben, mache ich daraus Beiträge, die man hier lesen kann. Diese Themen, die da aufploppen, sind wie Stationen auf dem Weg, an denen man nicht vorbei kann.
Eine wesentliche Station ist der Umgang mit inneren Widerständen. In diesem Beitrag geht es um eine rein gedankliche Auseinandersetzung mit diesem Thema. Es mündet für mich letztlich in der Frage: Wie kann ich lieben, was ich „muss“?
Aber zurück zum Anfang: Der Ausgangspunkt meiner Überlegungen ist, dass ich manchmal sehr tiefgreifend empfinde, dass ich nicht will! Und dann frage ich mich:
Wenn ich nicht will, bedeutet das, ich muss mich nur überwinden? Oder zeigt es mir: Dies ist nicht mein Weg?
Was fühlt mein Herz dabei? Manchmal kann ich mich überwinden und bin danach zufrieden und glücklich! Ein andermal kann ich mich überwinden und fühle mich schwermütig, antriebslos und ausgelaugt. Wenn ich spüre „ich will nicht“, kann das unterschiedliche Bedeutungen haben – und der Schlüssel liegt darin, zu unterscheiden, woher dieses Gefühl kommt.
Überwindung ist oft dann hilfreich, wenn es um Dinge geht, die zwar unangenehm oder anstrengend sind, mir aber langfristig dienen und zu meinem Wachstum beitragen. Zum Beispiel das morgendliche Laufen, oder die Beschäftigung mit artfremder Technik oder ein schwieriges Gespräch. Hier drückt mein „ich will nicht“ meist Widerstand gegen die Mühe und Ungewissheit oder Angst vor Scheitern aus – nicht unbedingt, dass es falsch für mich ist.
Wenn sich aber etwas dauerhaft schwer, leer oder innerlich unstimmig anfühlt, auch wenn ich mich immer wieder dazu zwinge, signalisiert das eher „nicht mein Weg„. Dieses Nein ist tiefer, es geht weniger um kurzfristigen Widerstand und mehr um einen Hinweis meiner Intuition oder inneren Stimme, dass diese Richtung nicht zu mir passt.
Ich merke, dass ich auf dieses Fragen oft keine eindeutige Antwort finde, wohl aber eine Tendenz. Ich kann spüren, dass das eine in mir zu einer Vermeidungstendenz führt, während ich gleichzeitig unruhig bin, weil ich weiß, ich sollte es tun: Also ein Hin und Her zwischen „Ich will nicht“ und „ich sollte aber“.
Während es demgegenüber zu einem Gefühl von innerer Ruhe, Klarheit und Erleichterung führt, wenn ich ehrlich sage: „Nein, das ist nicht mein Weg“! Wenn ich also klar benennen kann, dass dieser nicht mein Weg ist, kann ich ihn beenden. Dann bleibt die Frage, wie ich mit Widerständen umgehe, die mich an meinem Wachstum hindern wollen. Was in der folgenden Frage mündet:
Wie kann ich lernen, zu wollen, was ich muss?
Hier sind einige Möglichkeiten genannt, die helfen können, einen Weg in den Widerstand zu finden:
Versuchen zu verstehen, warum ich „muss“.
Im ersten Schritt und vorausgesetzt überhaupt, dass ich etwas Bestimmtes will und ein Ziel habe, kann ich für mich klären: Warum muss ich das tun? Denn oft steckt hinter dem „Muss“ ein Ziel, das ich eigentlich will:
- Ich muss artfremde Technik erlernen → wenn ich Hörbücher einsprechen will → weil ich selbstständig arbeiten will.
- Ich muss mich mit Finanzen beschäftigen → um mein Leben zu finanzieren → weil ich später unabhängig leben möchte.
Ich kann die Perspektive ändern.
Wenn ich meine Beweggründe kenne, kann ich meine innere Haltung ändern: vom Müssen zum Wollen! Hier geht es darum, die Perspektive bewusst zu lenken. Das sagt sich schön und ist in vielerlei Hinsicht sicher auch möglich und hilfreich, doch es ist eine kognitive, willentliche Entscheidung. Dazu später mehr.
Ich muss nicht sofort alles „wollen“.
Im Gegenteil: Oft muss ich regelrecht lernen, die kleinen Schritte zu gehen, um mich nicht zu überfordern. Ich kann mich selbst trainieren und gute Gewohnheiten etablieren, durch:
- Routine: Kleine, wiederholbare Handlungen, von denen ich mich nicht abbringen lasse, im Sinne von „Never break the chain!“
- Belohnung: Da wäre der allgemeine Rat, das Pflichtgefühl mit etwas Positivem zu verbinden, z. B. nach dem Lernen bewusst etwas Schönes zu machen. Was ich aber auch wesentlich finde, ist, entschieden aufzuhören, wenn ich mein Tagesziel erreicht habe, im Sinne von: Heute habe ich genug getan!
- Minimalanfang: „Ich mache es 5 Minuten lang“ – Hauptsache, ich fange damit an!
Sinn entdecken oder schaffen
Manchmal liegt das Problem nicht im „Muss“, sondern darin, dass wir keinen Sinn darin sehen. Das ist wirklich gravierend! Umso wichtiger ist, zu versuchen, dem Prozess selber einen eigenen Wert oder eine Bedeutung geben? Wenn ich etwas lernen muss, was mich nicht interessiert, könnte ich mich fragen:
- Was kann ich trotzdem daraus ziehen?
- Gibt es einen Aspekt, der mich persönlich weiterbringt?
Akzeptanz statt Widerstand
Manche Dinge im Leben „müssen“ wir, weil wir in einer Welt mit Regeln leben. Nicht alles lässt sich umdeuten. Und dann ist es hilfreich, wenn wir bewusst akzeptieren, anstatt uns weiterabzuarbeiten. Denn im Widerstand entsteht der Schmerz. In scheinbar fremdbestimmten Situationen entsteht ein Stück innere Freiheit, wenn wir uns bewusst entscheiden, es trotzdem zu tun.
Zusammengefasst: Ich lerne, zu wollen, was ich muss, wenn ich:
- den Sinn hinter dem Müssen erkenne,
- meine Einstellung bewusst gestalte,
- meine Gewohnheiten stärke und
- auch Dinge akzeptiere, ohne innerlich dagegen zu kämpfen.
Das Unbewusste in uns
Widerstände liegen tiefer
Soweit, so gut! Das sind Zusammenhänge, die wir meistens schon wissen. Die Frage nach den Widerständen geht aber tiefer. Wenn wir doch wissen, dass wir nur einen kleinen Teil unseres Bewusstseins kennen und steuern können, was tun wir dann mit dem großen Anteil von Unbewusstem in uns, in dem die massiven Widerstände und Blockaden liegen, die die Aufgabe hatten, unser Selbst zu schützen?
Diese Frage berührt den tiefsten Kern menschlicher Selbstführung und Entwicklung – die unbewussten Kräfte in uns, die uns oft scheinbar gegen unseren eigenen Willen handeln oder blockieren lassen. Ein Großteil unserer Entscheidungen, Gefühle und Handlungen wird von unbewussten Anteilen beeinflusst – und oft gibt es Gründe, warum sie da sind: Schutz, Überlebensstrategien, alte Muster.
Das Unbewusste ist nicht „gegen mich“, sondern „für mich“ – nur auf alte Weise. Was wie ein „Widerstand“ wirkt, ist oft ein innerer Wächter, der vor Schmerz, Kontrollverlust oder Versagen schützen will. Wenn ich merke: Ich „kann“ mich nicht zum Arbeiten motivieren, kann damit Leistungsdruck aus der Kindheit oder die Angst verknüpft sein, nicht gut genug zu sein. Diese Blockade ist nicht irrational – sie folgt einer alten inneren Logik. Das Unbewusste schützt oft unseren wahren inneren Kern – unser verletzbares Selbst.
Anstatt mein Nicht-wollen-können zu problematisieren, könnte ich mich fragen:
- Was willst du mir sagen? Wovor willst du mich schützen?
- Was darf ich gerade nicht fühlen?
- Welche alten Situationen könnten mit meinem heutigen Widerstand verbunden sein?
- Nicht „Warum schaffe ich das nicht?!“, sondern: „Es ist okay, dass ich gerade blockiert bin. Was brauche ich denn wirklich?“
Zusammengefasst: Ich muss also das Unbewusste, die Blockade oder den Widerstand nicht „in den Griff kriegen“, nicht überwinden – sondern ich kann versuchen, mich zu sensibilisieren und hinzuhören, um zu verstehen, was sich mitteilen will.
Wenn ich mich nicht motivieren kann
Dem Widerstand komme ich auch näher, wenn ich nach meiner Motivation fragen. Ich erlebe ihn dann als fehlende Motivation, als Antriebslosigkeit. Manchmal weiß ich genau, was zu tun ist. Und manchmal ist es nichts Großes. Und dennoch kann ich einfach nicht loslegen, ich komme nicht ran. Ich kann mir dann sagen, was auch immer ich möchte – ich kann einfach nicht. Wenn ich also sage: „Ich kann mich nicht motivieren“, dann steckt darin oft mehr als bloß Faulheit oder fehlende Disziplin. Meist geht es um etwas Tieferes – und es ist wichtig, einen Zugang dazu zu bekommen und es zu erkennen.
Die fehlende Motivation sagt beispielsweise:
- „Ich will nicht!“ – Ich fühle inneren Widerstand, denn „Ich will nicht, dass man mir sagt, was ich tun soll!“
- „Ich darf nicht!“ – Ich fühle Angst in mir vor Scheitern, Bewertung und Veränderung.
- „Ich kann nicht!“ – Ich fühle mich wie gelähmt, weil etwas in mir sich völlig überfordert fühlt.
- „Ich fange gar nicht erst an!“ – Weil ich „weiß“, dass ich niemals gut genug sein kann.
- „Ich sollte, aber ich fühle es nicht.“ – Das Herz ist nicht dabei und ich fühle keinen inneren Bezug zum Inhalt oder Ziel.
Was tue ich dann, wie kann ich anfangen, mich selbst zu verstehen, anstatt mich zu zwingen oder zu überwinden? Ich kann versuchen, mich selbst zu erkunden. Dazu ein paar Fragen:
- Was fühle ich wirklich, wenn ich ans Lernen denke?
- Was wäre schlimm daran, wenn ich nicht erfolgreich bin?
- Was will ein Teil von mir mir sagen, wenn er nicht mitzieht?
- Was brauche ich eigentlich gerade – wirklich?
Und was bedeutet das nun für mich?
Was tue ich in der Praxis, wenn ich spüre, ich kann nicht? Vorausschicken möchte ich, dass es Versuche sind im Umgang damit. Manchmal klappt es besser, manchmal schlechter. Ich versuche, wenn ich Widerstände habe, diese immer öfter nicht zu problematisieren. Ich versuche, körperlich zur Ruhe zu kommen: Sei es, dass ich mich setzte oder hinlege. Ich versuche, mich selbst aus meinem Aktionismus herauszunehmen, einen Cut zu machen. In der Ruhe merke ich manchmal, wie Gedanken kommen oder Ideen oder Emotionen. Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, ihnen Raum zu geben: Gefühle wollen gefühlt werden.
Am Anfang habe ich formuliert: „Wie kann ich lieben, was ich muss?“ und nicht, „Wie kann ich wollen, was ich muss?“ Das ist eine feine, aber entscheidende Unterscheidung – sie betrifft die Qualität der inneren Zustimmung zu einem Muss. Ich versuche, die beiden Haltungen herauszuschälen:
Wollen können, was ich muss
Da geht es immer noch um den Willen. Man übt sich darin, das Notwendige als eigenes Wollen zu akzeptieren. Es ist eine innere Entscheidung, das, was ich muss, nicht als Fremdbestimmung, sondern als Teil des eigenen Wollens anzunehmen.
Zum Beispiel: „Ich muss zur Arbeit gehen!“ – Ich erkenne den Sinn und sage: „Ich will es, weil es meinem Lebenszusammenhang dient.“
Im Ergebnis erlebe ich innere Freiheit durch die Zustimmung des Willens. Aber, es ist eine Art rationale Selbstüberredung, wenn das Herz nicht mitzieht: wenn ich es zwar weiß, aber nicht auch fühle.
Lieben können, was ich muss
geht im Gegensatz dazu ein Stück darüber hinaus, weil ich mein Gefühl wandeln möchte. Es geht nicht nur darum, das Muss zu akzeptieren, sondern eine innere Wärme und Freude für mein Tun zu entwickeln. Oder anders ausgedrückt: Das „Muss“ kann sich in etwas verwandeln, das innerlich nährt und nicht nur ertragen wird.
Beispiel: „Ich muss für meine Kinder sorgen!“ – Nicht nur: „Ich will es, weil es meine Aufgabe ist“, sondern: „Ich liebe es, weil ich in diesem Tun mein Herz öffnen kann und meine Liebe für sie spüre.“
Hier geht es im Ergebnis um Hingabe und Freude am Notwendigen. Wie das aber umzusetzen ist, entzieht sich meiner Fähigkeit, es zu beschreiben. Es sind feine Prozesse, die aus Übung, Achtsamkeit und Sinn-Erleben, also einem konkreten Tun, bestehen. Für mich ist das eher eine Richtung, ein Ideal, denn Liebe lässt sich nicht erzwingen. Vielleicht ist es sogar ein Geschenk, wenn ich sie in meinem Tun tatsächlich empfinden kann.
Der Versuch, lieben zu können, was ich muss, ist für mich eine innere Richtung, eine Weichwerden, ein Gegenpol zu Überwindung und Disziplin.
Wie geht es dir mit deinen Widerständen, welchen Weg gehst du? Wenn du Lust hast, schreib mir gern in den Kommentaren!