Wenn ich als Heimwerkerin ein Möbelstück fertig bearbeitet habe, stellt sich immer die Frage nach der Oberflächenbehandlung: Soll ich es ölen oder wachsen? Beide Methoden bringen die natürliche Schönheit des Holzes zur Geltung, unterscheiden sich aber in Pflege, Schutzwirkung und Haptik. In diesem Beitrag erfährst du, welche Behandlung wann sinnvoll ist – und worauf du achten solltest.
Warum Holzoberflächen behandelt werden müssen
Holz ist ein lebendiger Werkstoff: Es nimmt Feuchtigkeit auf, gibt sie wieder ab und reagiert auf Temperaturschwankungen. Eine unbehandelte Oberfläche kann daher leicht verschmutzen, austrocknen oder sich verziehen. Mit einer geeigneten Oberflächenbehandlung wird das Holz geschützt, bleibt aber atmungsaktiv und behält seinen natürlichen Charakter.
Ölen – die natürliche Tiefenpflege für Holz
Wie funktioniert das Ölen?
Beim Ölen dringt das Öl tief in die Poren des Holzes ein und sättigt die Fasern. So entsteht eine innere Schutzschicht, die das Material pflegt, ohne die Oberfläche zu versiegeln. Häufig werden Leinöl, Tungöl oder Hartölmischungen verwendet.
Vorteile des Ölens
- Natürliche Optik und Haptik: Das Holz bleibt offenporig und fühlt sich warm und lebendig an.
- Feuchtigkeitsregulierend: Das Holz kann weiterhin „atmen“, was zu einem gesunden Raumklima beiträgt.
- Farbvertiefung: Öl intensiviert die Maserung und verleiht dem Holz eine satte, warme Farbe.
Nachteile des Ölens
- Begrenzter Oberflächenschutz: Gegen Flecken, besonders Wasser oder Alkohol, ist Öl weniger widerstandsfähig.
- Pflegeintensiv: Regelmäßiges Nachölen, je nach Beanspruchung, ist notwendig.
- Vergilbung möglich: Einige Öle (z. B. Leinöl) neigen bei UV-Einwirkung zur Vergilbung, besonders auf hellen Hölzern.
Wachsen – die samtige Schutzschicht auf dem Holz
Wie funktioniert das Wachsen?
Wachs bildet auf der Holzoberfläche einen dünnen, schützenden Film, der das Eindringen von Schmutz und Feuchtigkeit reduziert. Es kann pur oder in Kombination mit Öl aufgetragen werden. Beliebt sind Bienenwachs, Carnaubawachs oder Hartwachsmischungen.
Vorteile des Wachsens
- Angenehme Haptik: Die Oberfläche wirkt samtig und leicht glänzend.
- Guter Schutz gegen Staub und Schmutz: Besonders geeignet für Möbel, die weniger stark beansprucht werden (z. B. Sideboards, Regale).
- Natürliche Inhaltsstoffe: Ideal für Liebhaber ökologischer, lösemittelfreier Oberflächen. Meistens verströmt ein sehr angenehmer Duft.
- Auffrischbar: Durch Polieren oder erneutes Wachsen lässt sich der Glanz jederzeit wiederherstellen.
Nachteile des Wachsens
- Empfindlich gegenüber Wasser und Hitze: Wachsschichten können bei Kontakt mit Flüssigkeiten oder Wärme Flecken bilden. Stellst du beispielsweise ein feuchtes Glas auf einen Tisch, bildet sich ein Ring.
- Aufwendige Pflege: Wachsschichten müssen regelmäßig erneuert und poliert werden.
- Wichtig: Ein gewachstes Holz lässt sich später nicht neu lackieren oder ölen, ohne gründliches Abschleifen. Man kann aber auch Terpentinersatz oder Wachsentferner benutzen, doch habe ich damit keine Erfahrung.
Kombination: Öl-Wachs-Behandlung
Dann gibt es noch die Kombination aus Öl und Wachs: Zuerst wird das Holz geölt, um die Poren zu sättigen und anschließend mit Wachs versiegelt. Das Ergebnis ist ein tiefer, natürlicher Glanz und ein verbesserter Oberflächenschutz. Daher wählt man ihn oft für Esstische, Arbeitsplatten oder häufig genutzte Möbel.
Öl ist nicht gleich Öl
Doch nicht alle Öle verhalten sich gleich: Einige bleiben dauerhaft offenporig, während andere aushärten und eine leicht versiegelnde Schicht bilden. Diese Unterschiede hängen von der chemischen Zusammensetzung des Öls ab und eventuellen Zusätzen.
Die nicht aushärtenden Öle dringen ins Holz ein, bleiben aber dauerhaft diffusionsoffen. Sie bieten einen warmen, natürlichen Holzcharakter, schützen aber nur bedingt gegen Flüssigkeiten. Olivenöl und Sonnenblumenöl, also pflanzliche Speiseöle, sind nicht empfehlenswert für Möbel! Sie können ranzig werden und unangenehm riechen.
Aushärtende (oxidativ trocknende) Öle reagieren mit Sauerstoff und polymerisieren – das heißt, sie vernetzen zu einer festen, widerstandsfähigen Schicht im Holz. Das ist keine Lackschicht im klassischen Sinn, aber doch eine deutlich schützende, leicht versiegelnde Oberfläche.
Typische Vertreter:
- Leinöl (gekocht oder polymerisiert): Ist ein Klassiker, härtet gut aus, vertieft den Farbton stark, neigt aber zum Vergilben.
- Tungöl (chinesisches Holzöl): Sehr wasserbeständig, härtet glasklar aus, kaum Vergilbung – eines der besten natürlichen Oberflächenschutzöle.
Und dann gibt es noch die bunte Palette von Öl-Harz-Gemischen. Viele moderne Holzpflegeprodukte enthalten Naturharze, Wachse oder Alkydharze. Sie sind speziell entwickelt für eine bessere Aushärtung und Oberflächenbeständigkeit und damit ideal für Möbel, Böden oder Küchenarbeitsplatten. Sie bieten Tiefenpflege und Oberflächenschutz, sind abriebfest und wasserabweisend und meist einfach in der Anwendung oder Handhabung. Aber sie enthalten teilweise Lösungsmittel, die ablüften müssen.
Beispiele:
- Hartöl: Kombination aus aushärtendem Öl und Naturharz – tief eindringend, belastbar, reparierbar.
- Hartwachsöl: Öl für Tiefenschutz + Wachs für Glanz und Feuchtigkeitsbarriere.
- Danish Oil: Mischung aus Tungöl, Harzen und Lösungsmitteln – ergibt eine seidenmatte, schützende Oberfläche.
Wachs – was heißt hier „versiegelnd“?
Es gibt durchaus Möbelwachse bzw. Hartwachse, die eine teilweise versiegelnde Wirkung haben bzw. eine dünne Oberflächenschicht bilden, die gegenüber Wasser und Schmutz schützt. Welche Wirkung genau erzielt wird, hängt stark vom Produkt, der Zusammensetzung und der Anwendung ab.
Wenn man sagt, ein Wachs sei versiegelnd, meint man typischerweise:
- Es bildet auf der Oberfläche mehr als nur eine oberflächliche Pflege: es schafft eine Schicht, die das Holz gegen eindringendes Wasser, Feuchtigkeit, Staub oder leichte mechanische Belastung schützt.
- Es reduziert das Eindringen von Flecken – durch Flüssigkeiten, Fett, Kaffee etc. – mindert Kratzerbildung bis zu einem gewissen Grad und erleichtert die Reinigung.
- Die Schicht ist nicht hart wie Lack, aber stabil genug, dass man nicht ständig nacharbeiten muss.
„Versiegelnd“ heißt also nicht vollständiger Versiegelungsschutz wie beispielsweise bei Hartölen oder Lacken, sondern ist mehr wie eine Schutzbarriere, die die Oberfläche robuster macht.
Grundsätzlich gibt es auch hier eine breite Palette von Wachsmischungen, die „mit versiegelnder Wirkung“ beworben werden. Durch Zusätze werden einige Möbelwachse so formuliert, dass sie – je nach Schichtdicke und Politur – eine spürbare Schutzwirkung bieten. Doch hat diese Grenzen, und man darf realistisch sein.
Und wie mache ich das? – Tipps für dich
In diesem Beitrag wollte ich das Ölen und Wachsen gegenüberstellen. Wenn ich ein Möbelstück bearbeitet habe, stellt sich mir aber eigentlich nicht die Frage nach Ölen oder Wachsen, sondern: Wie stark wird das Möbelstück beansprucht, wie häufig wird es angefasst? und: Wie soll es in zwei Jahren aussehen?
WAS verwende ich WOFÜR? ist Erfahrungswert, Glaubensfrage, Ansichtssache und Vorliebe gleichermaßen. Ich will damit sagen, das vermutlich keine zwei Profis die gleiche Antwort auf diese Frage geben würden. Ich selber habe einfach gemacht – und Erfahrungen gesammelt. Oder ich würde meinen Vater fragen und genau das machen, was er sagt. Vielleicht hast du auch jemanden, dessen Wirken du vertraust und es einfach übernimmst?
Meine persönlichen Erfahrungen
Ich benutze kein natürliches Öl für meine Möbel, weil es sich wie Verfetten anfühlt. Regalböden habe ich in meiner Anfangszeit mangels besseren Wissens mit normalem Leinöl gestrichen. Den Staub konnte ich nicht einfach abwischen, er rieb sich in die „fettige“ Fläche ein. Bei einem unserer Umzüge habe ich resettet und alle Regalböden abgeschliffen. Nun bin ich klüger! Die Holz- und Schneidebretter in meiner Küche aber, die öle ich regelmäßig mit Leinöl.
Regale oder Schränke aus Weichholz wachse ich sehr gern. Sie sind am Ende glatt geschliffen, bevor das duftende Wachs aufgetragen und verrieben wird. Und die Oberfläche bleibt glatt. Doch ich wachse generell keine Flächen, die stark beansprucht werden oder mit Wasser in Berührung kommen. Wenn ich manchmal einen Putzfimmel habe, beispielsweise vor der Adventszeit, reinige ich die gewachsten Möbel mit Seifenwasser und erneuere die Wachsschicht oder ich frisch sie auf.
Meinen Arbeitstisch, von dem ich schon einmal berichtet hatte, habe ich mit einem aushärtenden Öl gestrichen. Wasserflecken erscheinen darauf nicht, allerdings stehen Rotweinglas und Kaffeepott immer auf einem kleinen Kacheluntersetzer. Er ist unheimlich glatt und entwickelt eine schöne Farbpatina. Er kann ohne Probleme überschliffen und neu geölt werden.
Ebenso streiche ich die Weichholzstühle mit dem Hartöl. Sie vertiefen ihre Farbe und Maserung. Und ich kann die Lehnen, die ja ständig angefasst werden, problemlos reinigen.
Wenn es aber darum geht, eine Oberfläche vollkommen wasserabweisend zu versiegeln, wie beispielsweise Flächen, die ich mit Papier gestalte, dann wähle ich immer einen Lack. Und ich benutze auch zur Versiegelung von Kreidefarben einen matten Lack.
Praktische Tipps
Tipp 1: Holz verschmutzt schnell, wenn es nur geölt ist.
Tipp 2: Ölen macht das Holz dunkler.
Tipp 3: Erwärme die gewachste Oberfläche des Möbelstücks mit einem Föhn und poliere sie wieder glatt und glänzend!
Tipp 4: Gewachste Flächen lassen sich schwer schleifen, weil sich das Schleifpapier im Nu zusetzt.
Tipp 5: Hartgeölte Flächen lassen sich dagegen gut schleifen. Bessert man punktuell etwas aus, ist das Holz an der Stelle aber heller.
Tipp 6: Wenn du eine strapazierfähige, pflegeleichte und natürliche Oberfläche möchtest, wähle ein Hartöl oder Hartwachsöl.
Tipp 7: Für ein natürliches Holzgefühl bei geringer Belastung reicht ein einfaches Öl wie Tungöl.
Fazit: Ob Öl oder Wachs – am Ende entscheidet dein Gefühl und die Erfahrung, die du mit jedem Stück sammelst. Probier’s aus – und lass das Ergebnis für sich sprechen. Ich sag’s mal so: Wenn das Holz glänzt und du beim Darüberstreichen lächeln musst – dann war’s genau richtig! Was hat für dich besser funktioniert? Schreib mir gern in die Kommentare – ich bin gespannt auf deine Erfahrungen!