Als ich an diesem Morgen so schön auf meiner Strecke entlangfuhr – ich wollte Barcelona umrunden –, sah ich plötzlich dieses Felsmassiv. Man kann nicht vorbeifahren, ohne es zu bemerken. Es steht einfach in der Ebene und hat eindrückliche Gipfelzacken. Es ist 10 km lang, 5 km breit und der höchste Gipfel ist knapp 1300 m hoch. Das habe ich später nachgelesen.

Ich fuhr ab, weil ich müde geworden war und mich hinlegen wollte. Doch dann recherchierte ich lieber, worum es sich hier handelte und vor allem, ob man dort wandern konnte.
Es war der Parque Natural de la Muntanya de Montserrat. Sehr gut! Und ich fand eine 11 Kilometer lange Gipfelroute, mit „schwer“ betitelt und 4 Stunden lang, genau das, was ich wollte. Also nichts wie hin. Mein Navi führte mich 40 km zum Ausgangspunkt der Route. Die jedoch entpuppte sich als böööse Falle! Nämlich eine Touristenfalle. Hätte ich das gewusst, wäre ich auf keinen Fall dorthin gefahren. Doch ich habe es nicht gewusst – und bin gefahren!
Den Felsen näher zu kommen, war bereits eine Augenweide, und ich wäre gern Beifahrer gewesen. Dann ging es acht kurvige Kilometer den Berg hinauf, und ich bemerkte schon, dass einige Autos hinter mir waren. Und dann plötzlich – musste ich durch eine Parkplatz-Schranke, anhalten ging nicht, hinter mir waren Autos. Zack, hatte ich ein Ticket gezogen – und war im Kloster Montserrat. Vielleicht kennst du Montserrat oder hast bereits davon gehört? Ich jedenfalls, hatte nicht! Es gibt viel darüber im Internet zu lesen.
Bevor ich meine Runde überhaupt starten konnte, musste ich die touristischen Auswüchse hinter mich bringen:
Hunderte Meter Parkplatzflächen, 10 Reisebusse, die bereits bei meiner Ankunft dort standen, hunderte Menschen, große Gebäude: Museum, Bibliothek, das Kloster, das Kapellen-Gebäude, ein Hotel (?), ein Restaurant, eine Bahn, die hier hochfuhr, eine Gondel, eine große Devotionalien-Boutique (!), Händler, die Honig, Käse und vieles andere verkauften, und ich weiß nicht mehr, was noch! Hier schien ein richtig guter und umsichtiger Unternehmer am Werk zu sein: Alles, was man dort oben benötigte und womit sich Geld machen ließ, war vorhanden.
Endlich konnte ich meine Tour beginnen – und sie war wirklich beeindruckend. Allem vorangestellt: Sie ist nicht schwer, bzw. „schwer“ ist relativ. Sie kann anstrengend sein, besonders, wenn man sie an heißen Tagen läuft. Aber man kann alles erwandern, man muss nicht klettern.
Die Gipfelwanderung ist ein Rundweg und ich ging rechts herum. Hinter den Klosteranlagen ging es in unzähligen Stufen den Berg hinauf. Hier begegnete ich nur selten einem anderen Wanderer.



Dann ging es durch schattigen, kühlen, feuchten Niedrig-Wald weiter in die Höhe.


Der Gipfel Sant Jeroni (mit 1236 Metern), steckte in einer Wolke, doch der Wind trieb die Nebelfetzen weiter und so konnte ich immer wieder einen Blick in die Ebene erhaschen: Man steht auf diesem Gipfel und schaut 360 (!) Grad in eine weite Ebene hinein.
Dann geht es wieder abwärts und rundherum am Berg entlang, weite Strecken an der Sonne und mit einem tollen Blick auf die Gipfel:


Im weiteren Verlauf der Wanderung erhält man einen Blick von oben auf die Klosteranlage:


Auf dem Weg hinab zum Kloster waren viele Menschen unterwegs, weil es hier einige interessante Aussichtspunkte gab. Nachdem mir ein netter Spanier bei den Kassenautomaten geholfen hatte, fuhr ich die kurvigen 8 Kilometer wieder hinunter, genoss noch einmal den Blick auf diese speziellen Berge und setzte meinen Weg nach Norden fort!
Diese Gipfelwanderung kann ich wirklich empfehlen, wenn man gleichzeitig hohe Parkgebühren dafür in Kauf nimmt.