Mein Tag beginnt, wenn ich bereit bin

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Ich werde oft gefragt, worin für mich die Freiheit des Reisens besteht. Für mich liegt sie vor allem in der Zeiteinteilung. Die Möglichkeit, mit meiner Zeit völlig frei umzugehen, empfinde ich als höchstes Gut und größten Luxus.

Auf Reisen wird dieses Gefühl besonders spürbar. Da ich die Kosten bereits im Voraus gedeckt habe, muss ich mir keine Gedanken mehr über das Finanzielle machen. Dann wache ich morgens auf und kann den inneren Impulsen folgen: Möchte ich wandern gehen oder schwimmen? Möchte ich schreiben oder recherchieren? Möchte ich den Platz wechseln oder sofort weiterfahren?

Gestern zum Beispiel hatte ich morgens ein Webinar. Anschließend hätte ich losfahren müssen, weil noch eine lange Strecke vor mir lag. Doch die Gedanken aus dem Zoom-Call wollten unbedingt festgehalten werden. Also nahm ich mir die Zeit zum Schreiben – und erst danach war ich wirklich bereit, weiterzufahren.

Durch Spanien

Während meine Strecke durch Frankreich ziemlich öde war, hatte ich in Spanien endlich das Gefühl, „woanders“ zu sein. Zu Beginn fuhr ich durch die Berge: Sattgrün und üppig bewachsen, hatte ich die enormen Regenfälle ja miterlebt. Dann fuhr ich durch mehrere Tunnel in einer Bergkette, die viele kleine Felsspitzen hatte, wie ein Drachenrücken. Und als ich auf der anderen Seite hinausfuhr, war alles anders: Soweit das Auge reichte, sanft gewellte Hügel mit abgeernteten Feldern, kurzem Steppengras und kleinem Gestrüpp in den Farben Ocker bis Hellbraun – Anzeichen eines langen und trockenen Sommers.

Später folgten eindrucksvolle Ebenen, in denen es keine Hügel mehr gab. Die Farbe Terracotta herrschte vor und es gab kaum Grün: kein Busch, kein Baum, also auch kein Schatten. Nur Fläche und Himmel und Warnungen vor extremer Brandgefahr. Ganz unvermittelt liegt ein kleiner Ort in der Ebene: Alle Häuser in den gleichen Farben wie das umgebene Land und die Türme zweier (!) imposanter Kirchen ragen hoch empor. Wie leben Menschen in dieser überwältigenden Hitze und gleißenden Sonne?

Dann kamen große Flächen angelegter Pinienwälder, die mit ihren Puschel-Kronen sehr speziell aussehen, weil sie kein Unterholz haben, wie andere natürliche Kiefernwälder. Diese Eindrücke der verschiedenen Landschaften konnte ich ganz in Ruhe aufnehmen, weil es nur wenig Verkehr gab und ich über weite Strecken fast allein auf der Straße war.

Pause machen!

Vor meiner letzten großen Etappe fuhr ich ab, suchte mir einen schönen Platz und machte ausgiebig Pause, um zu essen. Weil es eins meiner typischen Reise-Essen ist und weil sich jemand im „Ideengewitter“ dafür interessierte, zeige ich es hier. Es erklärt sich selbst, oder?

Endlich in Portugal!

Am späten Abend überquerte ich die unsichtbare Grenze zu Portugal: schlagartig eine dichte Besiedelung und zunehmender Verkehr. Aber jetzt konnte mich nichts mehr aufhalten: Ich wollte ans Meer!

Einen Halt machte ich allerdings noch: Ich musste unbedingt Portwein kaufen. Ich trinke keinen süßen Wein, aber Portwein – der muss sein!

Eine letzte Sache noch: In diesen Bergen geht es lange Strecken bergauf, aber auch bergab! Da kommt man so richtig in Fahrt! Am Straßenrand warnen Schilder, JETZT noch einmal eine Bremsprobe zu machen und in einen kleineren Gang zu schalten. Aber das Beeindruckende – ich hatte das noch nie gesehen – sind Sicherheitsrampen, meist vor einer Kurve liegend. Wo immer möglich, hat man eine Auffahrt gebaut, die vielleicht 100 Meter steil bergan führt und am Ende von einer Reifenmauer begrenzt wird. Wenn mein Auto außer Kontrolle gerät, muss ich es vor der nächsten Kurve nur noch schaffen, mich dort einzufädeln – und bin gerettet!

Und eine allerletzte Sache noch: Ich bin hier in einer Gegend, in der es vor einigen Jahren gebrannt haben muss. Kahle schwarze Stämme, die überall in den Himmel ragen. Die Bäume aber waren trotz aller Trockenheit im Saft. Sie verbrannten nicht, sondern ihr Laub und die Nadeln. Und natürlich verkohlte die Rinde. Aber die Wurzel blieb intakt und lebte und so haben sich um die schwarzen Stämme dicke Büsche neuen, frischen Grüns gebildet. Das ist bei allem Schaden, den die Feuer anrichten, ein unglaublich lebendiger Anblick.

Wieder am Atlantik!

Ich schaffte es tatsächlich an diesem ersten Tag in Portugal, kurz vor dem Sonnenuntergang am Meer anzukommen. Ich finde einen Parkplatz direkt vor diesem Steg, halte an, stelle den Moor aus – und kann IHN hören! Als ich bereit bin, öffne ich die Tür – und gehe los! Hier ein paar Eindrücke!

Ich kann es nicht glauben: Ich bin wirklich angekommen!!!

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