Eines Tages sah ich auf dem großen Agra-Flohmarkt in Leipzig zwei alte Lehnstühle, die jemand abgesägt hatte. Ich fand diese zwei Sesselchen sehr witzig! Nachdem ich eine Sitzprobe gemacht hatte, kaufte ich sie, für zehn Euro das Stück. (Es ist schon eine Weile her, da machte ich leider noch keine Fotos von meinen Sachen.)
Dann wurden sie bearbeitet. Ich reinigte die Stühle und schliff sie vollständig an, weil ich sie streichen wollte. Ein Vielzahl kleiner Wurmlöcher musste zugemacht und das Furnier an einer schadhaften Stelle geleimt werden. Anschließend strich ich die Sesselchen in einem satten Rot. Dafür benutzte ich einen Acryllack, also einen wasserlöslichen Lack. Das war sehr enttäuschend, denn der Lack trocknete nicht und band auch nach Wochen nicht vollständig ab. Wann immer ich die Hände auf die Lehnen legte, hatte ich das Gefühl, die Lehnen würden „kleben“.
Da half auch gutes Zureden nicht, der Lack „musste ab“. Ich entfernte also den Lack von jeder e-i-n-z-e-l-n-e-n Fläche. Dann standen sie wieder vor mir: nackt und braun. Da ich sie aber gern benutzen wollte, wählte ich eine neue Farbe, einen Grauton, mit dem schönen Namen „Die Dächer von Paris“. Und diesen Farbton haben sie noch immer. Das war Teil „Eins“.

Viel Zeit habe ich mit Teil „Drei“ verbracht: einen passenden Bezugsstoff zu finden, der mir wirklich gefällt. Doch ich fand keinen. So bekamen die Sesselchen irgendeinen Stoff, der die unschöne grüne Sitzfläche provisorisch verdeckte.
Die niedrigen Sessel saßen sich wirklich schön, wie ich fand. Doch war die Polsterung über dem Federkorb veraltet, so dass man die Federn spürte. Also kaufte ich Polstermaterial, um das Polster zu erneuern. Ich startete Teil „Zwei“.
Der Federkorb war an einem Rahmen befestigt, den ich einfach herausnehmen und separat bearbeiten konnte, was die ganze Sache einfacher machte. Zuerst entfernte ich den provisorischen Stoff:



Im zweiten Schritt wurde der alte grüne Bezugsstoff abgenommen. Man kann gut die mehrlagige Polsterschicht sehen, die an der Seite des Rahmens mit unzähligen (!) Nägeln befestigt war. Und ich machte mir die wirklich unschöne Arbeit, alle Nägel zu entfernen. Ich hätte das nicht tun müssen und die Nägel stecken lassen können, weil ich das neue Polster dort nicht befestigen wollte. Doch ich wollte sie entfernen – für ein schöneres Gefühl!



Um den Federkorb zu polstern, besorgte ich alle Materialien neu: Federleinen, Polsterwatte, Schaumstoff und Polsterflies. Die kann man, je nach Anwendung, in verschiedenen Stärken und Ausführungen im Internet bestellen. Dringend nötig war außerdem ein elektrischer Tacker. Der Federkorb war nämlich aus Eiche, einem sehr harten Holz. Der mechanische Tacker hatte beim ersten Versuch die Klammern nicht in das Holz treiben können. Und dann ging es los:

Der Rahmen mit dem Federkorb ist nun völlig befreit von Polsterlagen und Nägeln.
Das Federleinen trennt das Polster von den Federn.
Es ist hier grob zugeschnitten und wird über den Federkorb gelegt, ein wenig festgestrichen, dass flach über dem Federkorb liegt…


… und an allen vier Seiten festgetackert. Ich habe das Leinen auf derselben Ebene befestigt und nicht um die Kante gelegt.
Dann wird das überstehende Leinen sauber abgeschnitten.
Genauso verfahre ich mit der Polsterwatte: Grob zugeschnitten darüberlegen und an allen vier Seiten befestigen.


Zuerst den vorderen Rand, dann die Watte fest zur gegenüberliegenden Seite streichen, tackern und anschließend die seitlichen Ränder.
Danach sauber abschneiden.
Den Rahmen lege ich im nächsten Schritt auf den Schaumstoff (2 cm dick) und schneide direkt daran entlang den Schaumstoff zu. Das geht mit einer großen Schere, man kann aber auch ein Cuttermesser benutzen.


Der Schaumstoff wird nicht festgetackert. Ich fixiere ihn mit Sprühkleber an der Polsterwatte. Dafür sprühe ich mittig den Schaumstoff und die Watte ein, warte 3 Minuten und drücke dann beide Schichten aufeinander.
Das Polsterflies schließt das Ganze ab. Großzügig zugeschnitten, lege ich den Rahmen darauf. Dieses Mal lege ich das Flies um den Rahmen herum und befestige die erste Seite. Die gegenüberliegende Seite muss fest über den Rand gezogen werden. Dann folgen die seitlichen Ränder. Die Ecken werden zum Schluss faltenfrei geformt.
Auf dem Bild ist das überstehende Flies bereits abgeschnitten.


Wenn alles gut gegangen ist, liegt das Flies glatt und fest auf. Alle Falten, die beim Straffen entstehen sollten, müssen geglättet und befestigt werden. Man möchte entstehende Falten nicht mit dem Bezugsstoff ausgleichen müssen.
Und Achtung! Hier muss man bedenken, dass Flies und Stoff „auftragen“ und der Rahmen trotzdem in den Sessel hineinpassen muss.
Den Abschluss bildet der Bezugsstoff, der genauso wie das Polsterflies straff um die Kanten gelegt und befestigt wird.
Das Flies soll verhindern, dass der Bezugsstoff auf dem Schaumstoff hin und her rutscht.

Für den Bezug zumindest eines Sessels habe ich den Stoff einer alten Bluse genommen. Farbe und Blumenmuster gefallen mir sehr und passen zur Farbe des Gestells. Und für den anderen? Mal sehen, vielleicht nähe ich die Stoffreste zu einem Stück zusammen…


Dieser Beitrag ist keine Anleitung zum Polstern, sondern die Schilderung eines Arbeitsprozesses. Wenn du weiterführende Fragen zum Polstern eines Federkorbes hast, dann frage gern nach oder schreibe in die Kommentare.