Von der Costa Brava nach Millau – die Heimreise

Veröffentlicht am

Ein letzter Tag in Spanien

Nach der Montserrat-Wanderung ging es, nach einem kleinen Einkauf, um Barcelona herum, wieder an das Meer, auf der Suche nach einem schönen Strand. Hier gibt es vermehrt Klippen, die Buchten bilden, in denen kleine Strände liegen. Mitunter ist es ein Rätsel, wie man dort hinunter kommt, denn manchmal muss man durch einen Tunnel unter der Straße entlang laufen oder auch fahren. Beim Anblick dessen, was an Müll und komischen Dingen in diesen Tunneln liegt, kann es einen schon etwas gruseln.

Ich fand eine Bucht, an der ich, durch die hohen Klippen, noch eine Stunde Sonne hatte. Noch einmal im warmen Sand liegen, noch einmal im Meer schwimmen – ohne zu wissen, dass es das letzte Mail sein würde!! Am Morgen war ich hinter Tarragona gestartet, in dem Wissen, noch zwei Tage Sonne zu haben. Deshalb überlegte ich, an dieser Bucht auch morgen noch zu bleiben und dafür an der Straße zu schlafen. Ein Kontroll-Blick auf die App ließ mich erstarren: Was, keine Sonne mehr, sondern Regen?!

Ich erlebe immer wieder, dass meine Wetter-App am Meer keine zuverlässigen Vorhersagen macht, im Gegenteil: Dier Himmel zieht sich zu oder klart auf, wie es ihm gefällt, sodass ich mir nur manchmal eine „Wetterrichtung“ besorge. Wie heute, denn die Frage war ja: fahren oder bleiben. Und ich fuhr mit einem großen Bedauern darüber, keinen Sonnentag mehr erleben zu können…

Schlafen an der „wilden Küste“

Es war inzwischen Abend geworden, sodass ich mir einen Schlafplatz suchen wollte. Ich wusste, dass es eine wunderschöne Küstenstraße an der Costa Brava gibt und versuchte, mit allen Erinnerungsfetzen, die ich zu meiner erste Reise vor drei Jahren erhaschen konnte, diese wiederzufinden. Und es gelang, mehr oder weniger zufällig, nachdem ich durch verschiedene Urlaubsorte gefahren war. Ich stand zwar an einer Straße, die zur Nacht jedoch ruhig werden würde.

Nach einer erholsamen Nacht begann ich meine morgendlichen Routinen in dem Wissen, dass dies der letzte Tag am Meer sein würde. Und der Himmel schenkte mir einen sonnigen Vormittag dafür. Ich konnte von meinem Parkplatz aus die Klippen ein Stück hinabsteigen, um auf einen kleinen Wanderpfad zu kommen, dem ich in beide Richtungen ein Stück folgte.

Ein Sonnenaufgang, tatsächlich?

Ich laufe etwas oberhalb der Wasserlinie in den hellgrauen Felsen, das Meer liegt riesig und tiefblau in der Sonne. Das Wasser knallt hier nicht auf die Felsen, sondern umspielt sie. Es breitet sich eine tiefe Ruhe bei diesem Anblick in mir aus, der gleichzeitig so lebendig ist. Wenn ich nach oben schaue, sehe ich die Kiefern, wie sie sich grün und scharf gegen den Himmel abzeichnen, der nur hier, am Meer, so blau scheint. Ich hocke mich hin und schaue und nehme all das tief in mich auf…

Auch wenn ein Foto ein Gefühl nicht einfangen kann (oder nur selten)…

Nach einem ausgiebigen Frühstück fahre ich los, vor mir liegen 18 Kilometer dieser wunderschönen Küstenstrecke. Ich lasse mich nicht hetzen. Taucht hinter mir jemand auf, halte ich an und lasse ihn vorbei. An einer unwiderstehlichen Stelle muss ich doch noch einmal anhalten. Sie liegt weit oberhalb der Wasserlinie und ermöglicht einen 180-Grad-Blick weit hinaus auf das Meer. Ich koche mir einen Abschiedskaffe und sitze und schaue. Es ist warm und still, durch die Höhe hört man das Meer fast nicht. Hin und wieder hält neben mir ein Auto. Die Menschen machen ein Panorama-Foto, wir wechseln ein paar Worte und sie fahren weiter.

Und dann kommt der Moment, wo ich wirklich Abschied nehmen muss …

Es sind dann nur noch 60 Kilometer bis Frankreich. Während ich vor mich hingondele, entwickelt sich starker, böiger Wind, der meinen Bus ganz schön hin und her ruckt. Und ganz plötzlich, ist die Landschaft, die Vegetation eine andere. Und ich weiß, auch wenn ich noch 1.600 Kilometer vor mir habe: Meine Reise ist vorbei!

Nächtlicher Spaziergang in Millau

Und mit dem Wind kommt ein Temperatursturz. Als ich am Abend in Millau ankomme, hat sich der Himmel bewölkt. Nachdem ich ausgestiegen bin, brauche ich lange Hosen und einen warmen Pullover.

Ich wollte gern einen Halt in Millau machen, einer kleine Stadt, die zwischen Bergen eingebettet, wie in einem Tal liegt. Wenn man kommt, sieht man sie da unten ausgebreitet liegen. Das Besondere aber ist das Viadukt, das sich zwischen beiden Seiten aufspannt und über das die Autobahn führt. Außerdem liegt sie am Tarn und ich wollte gern in den Bergen wandern oder am Tarn entlang radeln. Doch genau das geschieht mit Plänen: Es kommt etwas dazwischen. In der Nacht begann es fürchterlich zu regnen und ich nahm Abstand von einer Radtour. Am Morgen schnappte ich mir meinen Regenschirm und zog los in die Berge. Der feuchte Nebel zog sich immer tiefer und machte eine Sicht in die Umgebung nahezu unmöglich. Und außerdem merkte ich, dass die Unternehmungs-Luft raus war, ich befand mich also auch innerlich auf der Heimreise. Ich kehrte um und machte mich an die Weiterfahrt.

Am Abend war ich im Dunkelwerden angekommen und putzmunter. Ich hatte unterwegs eine Stunde geschlafen. Also beschloss ich, in die Stadt zu gehen. Und das war für mich ein Erlebnis! Während der letzten Wochen war ich fast nur in der Natur unterwegs gewesen. Und hier entdeckte ich eine wunderschöne kleine Altstadt. Viele Altstädte sind restauriert und „Bild“-schön. Diese aber, war alt und oll und hier lebten Menschen. In den Gassen fand ich kleine Bars, bunte Geschäfte, ein Theater und verwunschene Ecken! Und erst, als ich satt gesehen hatte, ging ich zurück zum Auto…

Wieder zuhause

Am Donnerstag und Freitag macht ich noch zwei Besuche bei nahen Verwandten und dann folgten die letzten 600 Kilometer in einem Ritt nach Hause. Und da bin ich jetzt wieder!

Die Rückreise in mehreren Stationen war für mich gut, die Seele kann dann mithalten und ist auch da, wenn ich wieder zuhause ankomme.

2 Kommentare

  1. Kann ich alles gut nachvollziehen. Wir haben ein gemeinsames Traumland. In meinem Reisetagebuch https://rehbaum.creaticz.com/ kannst du unsere zwei Überwinterungen auf der Iberischen Halbinsel nachlesen. Leider klappt es dieses Jahr nicht, aber vielleicht Oktober 2026. Möchte unbedingt auch mal Ostern dort erleben.

    1. Guten Morgen Aide,
      ja danke, in deinem Tagebuch werde ich lesen. Und ja, auch ich habe bisher den Frühling dort nicht erlebt.
      Mal schauen, wie wir uns das ermöglichen können! In diesem Sinne grüßt dich,
      Julia

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert