Vom Regen in die Traufe, nein: Sonne!

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Heute ist der 3. September. Ich schreibe meistens morgens über den gestrigen Tag. Und hier bin ich aufgewacht: Auf meinem Stellplatz in der Stadt, am Ende der Autobahn in Alveiro, nach der ersten Nacht am Atlantik. Von meiner Ankunft kannst du hier lesen.

Gegenüber stehen zwei andere Camper, ich bemühe mich, leise zu sein, während ich mein Auto für den Tag richte und mir einen Kaffee koche. Ich habe einen schweren Kopf vom Portwein, der Himmel ist dicht bewölkt, keine Sterne zu sehen, aber die Stadt leuchtet.

(Das Bild ist vom gestrigen Abend,)

Nachdem ich meine Schreibroutinen erledigt habe, nehme ich Rucksack und Regenschirm und gehe los, am Wasser entlang, bis ich genug habe und zurücklaufe.

Weil es nieselt und wirklich ungemütlich ist, ziehe ich mich in den Bus zurück. Ich schaue nach, wo ich vielleicht eine richtige Wandertour machen könnte, aber nichts lockt mich und so lege ich mich mit meinem aktuellen Buch ins Bett.

Seit ich losgefahren bin, ist der Himmel überwiegend bedeckt, von leichtem Nieseln bis Starkregen war alles dabei, allerdings auch Sonne zwischen vielen weißen Wölkchen in Spanien. Und natürlich Sonne bei meiner Ankunft am Meer!!! Ich schreibe das, weil beim Reisen die basalen Dinge wichtig werden. Und das Wetter wirkt sich unmittelbar auf meine Stimmung aus. Während ich auf dem Bett liege, merke ich, dass ich keine Lust habe auf so einen diesigen bedeckten Tag. Von jetzt auf gleich entscheide ich, weiterzufahren, in Richtung Süden.

Ich fahre 70 Kilometer, für die ich 2 Stunden brauche:

  • 20 km lang Straßendörfer mit durchweg 50km/h.
  • 20 km Fahrradstraße durch die Dünen, auf der alle 500m (!) ein schlafender Polizist liegt, richtig fiese Huckel, was man ihnen nicht ansieht und ich kann auch nicht seitlich daran vorbeifahren, weil die Straße hochgebaut ist. Als sich endlich die Gelegenheit ergibt, fahre ich ab…
  • … und werde auf einer schmalen, gewundenen Straße durch Eukalyptusplantagen geleitet, da kann ich 40km/h fahren
  • Zwischendurch: Feigen essen.

Ich empfinde wieder Portugals „zwei Gesichter“: eines für uns Touris und eine echtes, originales. Dazu kommt der Immobilienhype der Ausländer, der dazu führt, dass die Portugiesen wortwörtlich in die zweite Reihe geschoben werden. Vielleicht dazu später einmal mehr.

Diese langsame Route führt mich eher durch das originale Portugal: einfache, zusammengebaute Häuschen, auf jeder Treppenstufe rechts und links Blumentöpfe, Plastemüll, der durch den Wind überall verweht wird, ein Eselkarren, ein angepflocktes Pferd, geflickte und ungepflegte Straßen, übervolle Mollcontainer, alte, in dicke Wattejacken eingepackte Portugiesen, die auf ihrem Fahrrad über die Straße wanken, Bambus entlang der Abwasserkanäle, zerrupfter Eukalyptus und Kiefern, ältere Frauen mit dicken Brillen in E-Rollgefährten auf der Straße, eine Unmenge LKW’s, pompöse Friedhöfe, große Feigenbüsche mit gelb-grünen Früchten…

Während ich fahre und schaue, reißt der Himmel auf. Als plötzlich die Sonne da ist, möchte ich nur noch eins: Ab ans Meer!

Beim nächsten Hinweisschild auf den Praia do Osso da Baleia fahre ich ab: 4km beste neue Straße, inklusive Fahrradweg. Ich rolle auf einen „Öko-Strand“, bzw. dessen großzügigen Parkplatz und finde vor:

  • eine Unzahl „getrennter“ Mülleimer
  • Strandduschen
  • Toiletten
  • Verkaufshäuschen mit Eis in der Tiefkühltruhe: für Kinder der Hit bei 30 Grad am Wasser und großen Kühlschränken voller kleiner Getränkeflaschen (für Erwachsene der Hit? oder umgedreht – oder beides?)
  • Rettungsschwimmer mit Schwimmboje und riesigem Rettungsring und allem, was dazugehört
  • eine Ambulanz
  • Und was ich noch nicht gesehen habe: Strandrollstühle und Menschen, die einem damit behilflich sind und einen Ständer mit Gehhilfen.
  • Außerdem hängen überall Schülerarbeiten:
  • Und man konnte sich aus einer Aufbewahrungsvorrichtung einen klitzekleinen Plastikbecher mit Deckel mitnehmen für die Zigaretten, die man am Strand rauchen möchte.

Zu alledem ist es ein w-u-n-d-e-r-s-c-h-ö-n-e-r Strand: weiß in der Sonne, sehr breit mit bestem feinkörnigem Sand, die Wellen laufen lange aus und man kann schwimmen, wenn man mit den Wellen umzugehen weiß. Außerdem lässt es sich ewig weit nach links oder rechts entlangspazieren.

Steigt man auf die Dünen, blickt man auf den typischen strauchigen immergrünen Dünenbewuchs, soweit das Auge reicht…

Der Nachmittag wurde zu einem „Blauen Tag“: wolkenfreier Himmel bei 22 Grad! Der erste, seit ich losgefahren bin. Als ich nach 3 Stunden Strand zum Auto zurückkehre, um mir etwas zu essen zu machen, merke ich wieder, wie heiß sich ein „Blauer Tag“ ohne Schatten anfühlt.


Und wie es am Meer mit dem schnell wechselnden Wetter eben ist: Der Himmel war des Nachts bedeckt und als ich heute Morgen aufwachte, umfing mich diesiger Nebel bei 20 Grad.

Tschüss, bis morgen – oder übermorgen!

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